Im November 2018 ist erschienen:
Timo Kölling
Begegnungen in Weiß
Gedichte (2001)
Überarbeitete Neuausgabe
76 Seiten
Strukturgeprägtes Taschenbuch
Eigenverlag via BoD Norderstedt
ISBN 978-3-74606-778-0
EUR 19,90
Das Buch ist bei BoD, bei Amazon und überall im Buchhandel bestellbar.
Über das Buch:
Timo Köllings erster Gedichtband »Begegnungen in Weiß«, geschrieben im Sommer 2001, erstmals 2003 veröffentlicht, knüpft in Form und Gehalt bewußt an die Lyrik des frühen und mittleren Stefan George an. Die Gedichte sind auf antiklassizistische Weise mythisch. Das Erleben des lyrischen Ich wird nicht in als zeitlos vorgestellten mythologischen Figuren allegorisiert, sondern die Ganzheit des Mythos wird als vergangene und wiederkehrende im zwischen Ich und Du sich öffnenden Menschlichen gespiegelt. Jedes Gedicht lebt aus der Sphäre der Begegnung. Die den Band bestimmenden Themen sind Gewißheit und Angst des dichterischen Beginnens, Freundschaft und Entfremdung, Liebe und Haß sowie die Jahreszeiten, welche als Symbole geschichtlicher Untergänge und Aufgänge begriffen werden. Die hiermit vorgelegte überarbeitete Neuausgabe 2018 ist als Ausgabe letzter Hand anzusehen. Manche der Gedichte der vergriffenen Erstausgabe erscheinen unverändert, andere in neuer Fassung.
Inhaltsverzeichnis:
VORSPIEL: DER ERINNERUNGEN SIEBEN
DER ERINNERUNGEN SIEBEN
DIE ERSTE
DIE ZWEITE
DIE DRITTE
DIE VIERTE
DIE FÜNFTE
DIE SECHSTE
DIE SIEBENTE
ERSTES BUCH: NIGREDO
I. Gewaltig drang das dunkel alter zeiten
II. Kann ich den worten, die du sprichst…
III. Wir standen in der nacht…
IV. Du suchtest jede weisung zu durchschauen
V. Du suchtest mich dein dunkel zu ergründen
VI. Mit den vielgesprochnen worten
VII. Ich wollte auf das unsichtbare weisen
VIII. Du sprachst von deinen träumen…
IX. Ich wunderte mich oft: war es berauschung
X. Ich wähnte mich im reigen neuer seelen
XI. Am morgen, als den dumpfen traum ich ließ
XII. Geheime kunde spricht aus dieser nacht
XIII. Ob meister oder folger du dich nennst
XIV. SONNENWENDE
ZWEITES BUCH: ALBEDO
Erster Teil
DIE TRÄNE
DIE LEERE
DER WUNSCH
DER HAUCH
MÜDIGKEIT
EINLASS
DER SCHWUR
Zweiter Teil
DIE BLUME
EWIGKEIT
GLEICHZEITIGKEIT
HOFFNUNG
DU
DU BIST DAS MEER
WELTSTUNDE
DRITTES BUCH: RUBEDO
Erster Teil
Mir rauschen bilder oft von fern entgegen
K. H., IN ERINNERUNG AN TAGE AUF CAPRI
O. R.
TH. W.
C. F.
J. P.
FÜR T. UND H.
Zweiter Teil
Die züge, die du trägst…
Der du die klänge in den adern trägst
Du weißt um das spiel der falschen masken
Du darfst nicht klagen
Ich sehe dich allein durch wiesen ziehen
Geschah in jener nacht nicht…
Was du getan, zählt auch zu meinen taten
Dritter Teil
I. FÜR K.
II. Du brachtest mir schon in den alten tagen
III. Die augen, deine schönen, blickten fernen
IV. In deinem zimmer wachten wir durch nächte
V. Je tiefer ich in diesen schichten wühle
VI. Auf einem diwan liebst du…
VII. Du sagst, du mußt in dunkelheit dich kleiden
VIII. Oft schaudre ich, wenn blicke du mir sendest
IX. Ich weiß: in dieser irdischen gestalt
X. Ich habe dich gefunden, wo die pracht
XI. Wir müssen unsre kreise heimlich ziehen
XII. Es ist nicht menschenwort, was Er verkündet
XIII. Was wir vollbracht in unsren wechsel-worten
XIV. Wie gerne würde ich schon neue lieder singen!
Leseprobe:
NIGREDO / III: Wir standen in der nacht…
Wir standen in der nacht auf unserm hügel
Und blickten auf das seltsame getriebe ·
Wie fern es war, als ob nichts haften bliebe,
Wenn einst gebrochen sei das heilige siegel.
Hier ist, wo wir zur bruderschaft uns koren,
In einer frühlingsnacht, in der von treue
Wir sprachen, und von jener macht der reue,
Der niemals zu ergeben wir uns schworen.
In heimlichen und schamvoll scheuen fluchten
Entzündeten wir hier unsere lichter ·
Im schein, der mühsam hellte die gesichter,
Erschienen wir uns in geheimen schluchten,
In die kein strahl des menschentreibens dringen
Noch je ein unbefugtes auge blicken
Noch spähen könne – anderen geschicken
Gelobten wir im fackelschein zu singen.
Jetzt stehen wir wie einst, während getöse
Vom tal, von wo die lichter weithin leuchten,
Und wo die menschen uns gespenster deuchten,
Erschallt wie ferner traum, dunkel und böse.
Wir lassen aus vergangenem erklingen
Die töne, denen einst wir stolz gelauscht ·
Doch ist der zauber uns nicht längst verrauscht?
Ists andres nicht, mit dem wir müssen ringen?
Du weißt: mein blick dringt bis zu tiefem grunde.
Wie soll auch diesen schmerz ich noch ertragen?
Du weißt, ich muß verzichten auf das fragen –
Nur, was schon offenbar ist, dringt zur kunde.
Ich blicke dir wie damals in die augen
Und suche neues streben, neues wähnen ·
Doch was ich sehen muß, sind bittere tränen,
Die von längst totem letzte tropfen saugen.
Was ist es, das dich macht noch daran hängen?
Ich sehe wohl: du stehst auf fremder seite
Und willst das neue wort nicht zum geleite ·
Mir wird so müd bei deinen alten klängen.
ALBEDO. Erster Teil / DIE LEERE
Wir blicken auf das silberne schweigsame meer ·
Es glitzert · ist es abend, ist es morgen…
Ists um oder in uns so ruhig und leer,
Gedanke und erinnerung verloren?
Wir fragen uns, was menschenwort noch frommt,
Wenn selbst der götterhauch nicht wehen will…
So sage nichts, denn wenn ein windstoß kommt,
Ists auch der leisen klänge schon zuviel.
RUBEDO. Erster Teil / FÜR T. UND H.
So fürchtet nicht, daß geist mich ganz verzehre!
Der geist, der mich in sein geräum genommen,
Tut es nicht Gott nur · ist auch Uns zur ehre
Als heil- und lebenspendender gekommen.
Wohl fordert er, daß ich mich ganz ergebe ·
Die opfer, die er will, kenn ich nicht all’ ·
Doch was in seinen marken ich erlebe,
Ist zwischen zeit und zeit ein fester wall.
Was war, ist jetzt verschmolzen mit dem sinn ·
Was ist, das Reine Sein, ist ohne ringen ·
Der geist ist · als lebendiger · beginn –
Wir wohnen heiter in den erden-dingen.
RUBEDO. Dritter Teil / VII: Du sagst, du mußt…
Du sagst, du mußt in dunkelheit dich kleiden,
Weil es kein licht heut mehr zu schauen gebe ·
Du willst den welt-ur-schmerz an dir erleiden,
Weil seele welt und welt die seele webe.
So tust du recht, und recht ist auch das finster,
In das du schwarz dich wie zur buße hüllst ·
Ich liebe, wie du schreitest im geglinster,
Worin, als sei’s natur, du wunden stillst –
Die eigenen und fremde: Deine · Meine ·
Was uns nicht trennt, mag mauer · grenze sein ·
Was uns nicht eint, mag liebe sein, zu klein,
Als daß sie binden könnte · aber eine
Vereinigung sei Dir und Mir gegeben:
Der aufgang in das dunkle, dunkle leben.