Juli 2025 — Am 2. Juli, dem letzten der Hitzetage, nahm ich den Bus von Saalfeld nach Neuhaus. Die gewohnte Heimfahrt über die Saalfelder Höhe. Zuvor Bibliotheksbesuch in Leipzig und, da es noch früh war, Gang im Saaletal. Überall – auf den Straßen, in der Bahn – die Beobachtung einer nachlassenden Spannung, die die Leute sonst in Schach hält. Bei 36 Grad Celsius wird vieles, was sonst scheints gilt, egal.
Das ist es zwar sowieso. Worum handelt sichs überhaupt? Aber die hohe Lufttemperatur scheint auch der Mehrheit der Passanten die Möglichkeit dieser normalen Empfindung, dieses Realismus einer bloßen Traumwelt zu eröffnen. Ähnlich ist es bei Schnee. Irgendein Druck löst sich auf, die Natur selbst verordnet Urlaub, alles hat Zeit und darf aufgeschoben werden. Aber im Sommer, wenn nach klaren Tagen mit hoher Bläue dann Graues, Diesiges in die nicht nachgeben wollende Hitze sickert, tritt noch – auch dies ein Aspekt des Schönen – eine unbestimmte Katastrophenerwartung hinzu, als könnte jederzeit alles passieren.
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