25. Juni 2025 — »Aufgewachsen dort, wo der Osten Ostwestfalens in den Westen Westostfalens übergeht, verbrachte ich längere Zeit im Norden des Südwestens und wohne nun seit mehreren Jahren im Südwesten Ostthüringens. Als ginge es darum, eine in ihrer Heiligkeit zu meidende Mitte einzukreisen. Die stumme Erkundung dieser Grenzlagen, die immer feinere ertraglose und brotlose Erkenntnis der Grenzen und Übergänge auf Tausenden von Kilometern Fußweg erlaubte es mir …« – »Bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber was haben Sie sonst so geleistet?« – »Nein.«
Das Schöne überfordert uns. Wir neigen dazu, vor der Anwesenheit des Schönen in uns selbst zu versinken und müssen uns dann erst wieder aus uns selbst herausschälen. Wir meiden das Schöne, weil es Arbeit macht. Es gefährdet unser So-Sein. Deshalb bekommt der Bürger oft Kopfschmerzen und lahme Beine, wenn ihm das Schöne gezeigt wird. Er wird unwillig und läuft in die andere Richtung (plötzlich sind die Beine doch nicht mehr so lahm). Aber je bereitwilliger wir die Arbeit am Schönen auf uns nehmen, desto ausgeprägter wird andererseits auch der Sinn für die Meidung. Ein merkwürdiger Widerspruch. Das Schöne zerfließt vor dem Blick dessen, der unmittelbar darauf zustürzt. Deshalb die Lust des Wanderers, langsam auf das Schöne zuzugehen, die Möglichkeit einrechnend, es nie zu erreichen. Die Wege sind weit und öde, manchmal sogar aufreibend häßlich. Oft sind es die gleichen in ewiger Wiederkehr. Jemanden mitnehmen, um Unterhaltung zu haben? Undenkbar, niemand würde es aushalten. In fruchtlosen Diskussionen, wie sich das Schöne schneller erreichen ließe, würde es sich noch weiter entfernen und dann gänzlich aus dem Blick geraten. Und längst ist ja deine ständige Vorfreude auf unkommunizierbare Weise zur eigentlichen Freude geworden. Jeder Umweg ist Zielgerade. Du kennst deine Stelle im Raum, teilst ihn mit dem Schönen und hast das Bild dieses Ganzen stets gegenwärtig.